Nach einer längeren Pause kehrt mit Disneys „Tron: Ares“ ein echtes Hollywood-Schwergewicht auf die herbstliche Kinoleinwand zurück. Die Erwartungen sind hoch: Prognosen deuten auf ein weltweites Einspielergebnis von 80 bis 90 Millionen US-Dollar am Eröffnungswochenende hin. Doch während die kommerziellen Aussichten vielversprechend sind, fällt das Echo der Kritiker verhalten aus. Der Film steht vor der Herausforderung, Nostalgie und moderne Action zu einem Erfolg zu verbinden.
Die wirtschaftlichen Aussichten
Für die Kinobranche kommt der Start von „Tron: Ares“ zur rechten Zeit. Laut Comscore liegt das aktuelle Einspielergebnis der Herbstsaison mit 673,8 Millionen US-Dollar nur knapp über dem Vorjahreszeitraum. Bisherige Erfolge wie „Demon Slayer: Infinity Castle“ oder der Horrorfilm „Conjuring: Last Rites“ bedienten eher ein spezifisches Publikum. „Tron: Ares“ soll nun die breite Masse ansprechen. Allein in den USA wird ein Startergebnis von 40 bis 45 Millionen US-Dollar in 4.000 Kinos erwartet.
Die Zielgruppe ist klar definiert: männliche Zuschauer aller Altersgruppen. Um das Einspielergebnis zu maximieren, wird der Film in allen Premium-Formaten wie IMAX, Dolby Cinema, ScreenX und 4DX, oft mit 3D-Unterstützung, gezeigt. Der internationale Start erfolgt gestaffelt: Nach Frankreich und Korea am Mittwoch folgen am Donnerstag wichtige Märkte wie Deutschland, Australien, Brasilien und Mexiko. In Deutschland zeichnet sich bereits jetzt ein besonders starkes Interesse ab. Das Budget des Films beläuft sich auf 180 Millionen US-Dollar, was 10 Millionen mehr ist als bei seinem Vorgänger „Tron: Legacy“ aus dem Jahr 2010.
Worum geht es in „Tron: Ares“?
Anders als in den vorherigen Filmen geht es nicht mehr darum, in einem Videospiel gefangen zu sein. Diesmal gelangt die künstliche Intelligenz aus der Welt von Tron auf die Erde, was zu einem Konflikt zwischen zwei Technologiekonzernen führt. Jared Leto, der auch als Produzent fungiert, spielt die Hauptfigur Ares, ein hochentwickeltes KI-Programm. An seiner Seite kehrt Jeff Bridges in seiner ikonischen Rolle als Kevin Flynn zurück, der Schöpfer dieser digitalen Welt.
Die Handlung dreht sich um Julian Dillinger (Evan Peters), den aalglatten CEO von Dillinger Systems, der KI-Waffen und -Soldaten wie Ares und seine Stellvertreterin Athena (Jodie Turner-Smith) mittels 3D-Druck erschafft. Das Problem: Seine Kreationen haben eine Lebensdauer von nur 29 Minuten, bevor sie zu digitalem Staub zerfallen. Gleichzeitig sucht Eve Kim (Greta Lee), die Chefin des Konkurrenzunternehmens ENCOM, nach dem „Permanence Code“, einer von Kevin Flynn entwickelten Technologie, die KI-Kreationen ein dauerhaftes Bestehen in der realen Welt ermöglichen soll. Ares, ursprünglich als Waffe konzipiert, beginnt nach dem Scannen des gesamten menschlichen Wissens an seiner Bestimmung zu zweifeln und entwickelt ein eigenes Bewusstsein.
Visuelle Stärke trifft auf erzählerische Schwächen
Kritiker waren der „Tron“-Reihe noch nie besonders wohlgesonnen; der Originalfilm von 1982 und die Fortsetzung von 2010 erhielten bestenfalls durchschnittliche Bewertungen. „Tron: Ares“ setzt diesen Trend mit aktuell 54 % auf Rotten Tomatoes fort. Während die visuelle Umsetzung und die rasanten Actionszenen, insbesondere die Verfolgungsjagden mit den ikonischen Lichtmotorrädern, gelobt werden, stößt das Drehbuch von Jesse Wigutow auf breite Kritik.
Die Dialoge werden oft als hölzern und die Handlung als unausgewogen beschrieben. Insbesondere die Versuche, der Figur des Ares durch seine Vorliebe für die Band Depeche Mode eine sympathische Tiefe zu verleihen, wirken laut vielen Rezensionen unbeholfen und künstlich. Auch die für komische Entlastung sorgenden Nebenfiguren fügen sich nicht harmonisch in den ansonsten ernsten Ton des Films ein. Regisseur Joachim Rønning, der bereits für Blockbuster wie „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ verantwortlich war, liefert zwar ein visuell beeindruckendes Werk ab, dem es jedoch an emotionaler Substanz fehle.
Die treibende Kraft des Soundtracks
Einhelliges Lob gibt es hingegen für den Soundtrack, der zum ersten Mal offiziell unter dem Namen der Band Nine Inch Nails von Trent Reznor und Atticus Ross komponiert wurde. Ihr düsterer, basslastiger und treibender Score ergänzt die rot-schwarze Ästhetik des Films perfekt und verleiht den Actionszenen eine immense Wucht. Viele Kritiker heben hervor, dass die Musik von Nine Inch Nails oft der eigentliche Star des Films sei und Momente von großer Intensität schaffe, die der Handlung selbst leider fehlen. Die Qualität der Musik steht damit in starkem Kontrast zu den Schwächen des Drehbuchs.
Die entscheidende Frage wird nun sein, ob das visuelle Spektakel, die Nostalgie der Fans und der kraftvolle Soundtrack ausreichen werden, um die erzählerischen Mängel auszugleichen und „Tron: Ares“ zu dem erhofften kommerziellen Erfolg zu machen.