Netflix erweitert sein Portfolio um zwei spannende Neuerscheinungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der norwegische Fantasyfilm „Troll“ auf monumentale Monster-Action setzt und Erinnerungen an Hollywood-Blockbuster weckt, entführt die Thriller-Serie „Wayward“ die Zuschauer in die beklemmende Welt einer mysteriösen Schule für Jugendliche – und basiert dabei auf erschreckend realen Hintergründen.
Ein Riese erwacht: „Troll“ verspricht Monster-Action aus Norwegen
Mit der Veröffentlichung des ersten Trailers zu „Troll“ kündigt Netflix ein Spektakel an, das Fans von Kaiju-Filmen wie „Godzilla“ oder „King Kong“ begeistern dürfte. Der Film verlegt die klassische Monstergeschichte in die atemberaubende Landschaft Norwegens und lässt dort eine Kreatur aus der Folklore zum Leben erwachen.
Ausgangspunkt der Handlung ist der Nationalpark Dovrefjell. Hier erwacht nach über 1000 Jahren ein gewaltiger Troll aus seinem Schlaf im Inneren eines Berges. Sichtlich schlecht gelaunt macht sich das Wesen auf den Weg in Richtung der norwegischen Hauptstadt Oslo und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. Um die Metropole mit ihren über 700.000 Einwohnern vor der Zerstörung zu bewahren, stellt sich dem Giganten nicht nur das Militär in den Weg, sondern auch ein bunt zusammengewürfeltes Team von Experten unter der Leitung einer mutigen Paläontologin.
Der Trailer macht deutlich, dass es sich bei „Troll“ keineswegs um eine Parodie handelt. Die Bedrohung durch den Riesen wird ernst genommen, doch der Film scheint sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen und lockert die Spannung durch humorvolle Einlagen auf. Regie führte der Norweger Roar Uthaug, der bereits mit dem Katastrophenfilm „The Wave“ und dem Hollywood-Reboot „Tomb Raider“ (2018) internationale Erfahrung sammelte. Die Hauptrollen sind mit hierzulande eher unbekannten, aber talentierten norwegischen Schauspielern wie Ine Marie Wilmann und Mads Sjøgård Pettersen besetzt.
Wahre Begebenheiten? Die düsteren Hintergründe von „Wayward“
Abseits von CGI-Monstern startet mit „Wayward“ eine Serie, deren Schrecken nicht aus der Fantasie, sondern aus der Realität stammt. Die als Drama-Thriller konzipierte Serie mit Mae Martin in der Hauptrolle wirkt auf den ersten Blick wie eine fiktive Geschichte, doch ihre Inspiration wurzelt tief in den realen Erfahrungen der Serienschöpferin und der Geschichte umstrittener Institutionen.
Die Handlung spielt im Jahr 2003. Die Polizistin Alex Dempsey (Mae Martin) zieht mit ihrer Frau in die Kleinstadt Tall Pines, um dort einen Neuanfang zu wagen. Die Stadt beherbergt die Tall Pines Academy, eine Schule für „schwierige Jugendliche“, die von der charismatischen, aber undurchsichtigen Evelyn geleitet wird. Schnell hegt Alex den Verdacht, dass hinter den Mauern der Einrichtung Schreckliches vor sich geht, und beginnt gemeinsam mit zwei dort gefangenen Teenagern, die dunklen Geheimnisse der Akademie aufzudecken.
Obwohl die exakte Handlung von „Wayward“ fiktiv ist, basiert die Darstellung der Schule auf wahren Begebenheiten. Mae Martin, die nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern die Serie auch entwickelt hat, ließ sich von eigenen Jugenderfahrungen inspirieren. Eine enge Freundin wurde als Teenagerin in eine solche Anstalt geschickt. Ihre Berichte nach der Rückkehr weckten in Martin eine Faszination für die sogenannte „Troubled Teen Industry“. Bei Recherchen stellte Martin fest, dass viele dieser Einrichtungen ihre Ursprünge in Selbsthilfegruppen und Kulten der 1970er-Jahre haben, mit fragwürdigen Methoden und enormen Profiten arbeiten und sich somit perfekt als Schauplatz für einen Thriller eignen. Martins Freundin fungierte bei der Produktion als Beraterin.
Eine zentrale Inspirationsquelle war die religiöse Bewegung Synanon, ein in den 1970er-Jahren gegründeter Kult. Eine der Praktiken von Synanon war „das Spiel“, eine Form der Gruppentherapie, bei der sich die Teilnehmer gegenseitig anschrien und beschimpften, nur um sich am Ende zu umarmen. Eine ähnliche, brutale Methode namens „Hot Seat“ findet sich auch in der Serie wieder. Neben diesen realen Vorbildern ließen sich die Macher auch von fiktionalen Werken wie „Durchgeknallt“ (Girl, Interrupted) und „Get Out“ inspirieren, um die beklemmende Atmosphäre von Tall Pines zu erschaffen.