Von Gothic-Komödie bis True-Crime: Netflix‘ dunkle Seite

Netflix erweitert sein Portfolio um zwei Produktionen, die sich auf unterschiedliche Weise mit düsteren und monströsen Themen auseinandersetzen. Während die mit Spannung erwartete Serie „Wednesday“ einen humorvollen Blick auf die makabre Addams Family wirft, taucht das True-Crime-Drama „Monster: The Ed Gein Story“ in die Abgründe eines echten Serienmörders ein.

Neuer Trailer zu „Wednesday“ lüftet Geheimnisse

Mit einem neuen Trailer stimmt Netflix auf die Serie „Wednesday“ ein, die sich, wie der Titel bereits andeutet, ganz auf die finstere Tochter der Addams Family konzentriert. Der Clip gibt nicht nur Einblicke in die Herausforderungen, die Wednesday nach ihrem Wechsel auf eine neue Schule erwarten, sondern löst auch eines der größten Rätsel um die Besetzung: die Rolle des Onkel Fester.

Lange wurde spekuliert, wer den exzentrischen Onkel spielen würde, nachdem er im ersten Teaser auffällig fehlte. Gerüchte um eine Besetzung mit Johnny Depp machten die Runde, doch diese erwiesen sich als falsch. Stattdessen wird der Schauspieler und Komiker Fred Armisen in die Rolle schlüpfen. Im Trailer ist zu sehen, wie er seine Nichte an ihrer neuen Schule, der Nevermore Academy, besucht.

Eine weitere Besonderheit der Serie ist die Rückkehr von Christina Ricci, die in den Kinofilmen von 1991 und 1993 die Rolle der Wednesday Addams ikonisch prägte. Die mittlerweile 42-jährige Schauspielerin verkörpert in der Neuproduktion jedoch eine völlig neue Figur: die Lehrerin Marilyn Thornhill. Am Ende des Trailers gibt es eine kurze, aber vielsagende Szene, in der die alte und die neue Wednesday, gespielt von der 20-jährigen Jenna Ortega, aufeinandertreffen.

Die ersten vier der insgesamt acht Episoden der ersten Staffel wurden von Regie-Legende Tim Burton inszeniert. Die Serie startete weltweit am 23. November 2022 auf Netflix und bei entsprechendem Erfolg gilt eine zweite Staffel als sehr wahrscheinlich.

„Monster: The Ed Gein Story“ – Die Anatomie des Bösen

Auf der anderen Seite des Spektrums beleuchtet Netflix mit „Monster: The Ed Gein Story“ eine weitaus realere Form des Schreckens. Die Serie um den berüchtigten Serienmörder und Grabräuber Ed Gein (gespielt von Charlie Hunnam) stellt eine zentrale Frage, die laut Co-Schöpfer Ryan Murphy das Leitmotiv der Reihe ist: „Werden Monster geboren oder werden sie gemacht?“

Die Serie analysiert nicht nur die Psyche Geins, sondern auch die gesellschaftliche Faszination für seine Taten. So werden Charaktere wie Alfred Hitchcock (Tom Hollander) in die Handlung integriert, um zu zeigen, wie Geins Verbrechen die Popkultur inspirierten und wie umgekehrt die Medien sein Handeln beeinflussten. „Die Serie richtet die Kamera direkt auf uns, die Zuschauer“, erklärt Co-Schöpfer Ian Brennan. „Es hat eine Bedeutung, welche Bilder und Geschichten wir konsumieren. Sie bleiben hängen und haben eine Wirkung.“

Schauspieler Charlie Hunnam hinterfragt die gängige Definition des Monsters: „Wer war das Monster? Dieser arme Junge, der sein ganzes Leben lang misshandelt wurde und dann, an einer nicht diagnostizierten Geisteskrankheit leidend, in völliger Isolation zurückblieb? Oder die Legion von Menschen, die sein Leben zur Unterhaltung ausschlachteten und damit wohl die amerikanische und globale Psyche verdunkelten?“

Die prägende Beziehung zur Mutter

Ein zentraler Aspekt der Serie ist die toxische Beziehung zwischen Ed und seiner Mutter Augusta (Laurie Metcalf). Ihr psychischer Missbrauch und ihre Verachtung für ihren Sohn formten seine gestörte Persönlichkeit. Hunnam erklärt, dass selbst Geins merkwürdige, fast kindliche Stimme eine Nachahmung dessen war, was seine Mutter seiner Meinung nach von ihm erwartete. „Sie wollte verzweifelt eine Tochter und bekam einen Sohn. In ihren bösartigsten Momenten sagte sie ihm: ‚Ich hätte dich bei der Geburt kastrieren sollen‘.“

Für seine Darstellung griff Hunnam auf eine seltene Quelle zurück: eine nie veröffentlichte Tonaufnahme eines Interviews mit Gein nach seiner Verhaftung. Diese Aufnahme half ihm, die murmelnde und unsichere Art des Mörders authentisch darzustellen, der in der winterlichen Landschaft Wisconsins fast unsichtbar zu sein schien.

Zwischen Realität und Einbildung: Die Figur der Adeline

Ein erzählerisches Element, das die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verschwimmen lässt, ist die Figur der Adeline Watkins (Suzanna Son), einer Nachbarin und zeitweiligen Freundin von Ed. Sie scheint trotz seiner zunehmenden Seltsamkeit an seiner Seite zu bleiben. Ihre Omnipräsenz wirft die Frage auf: War sie überhaupt real?

Adeline basiert auf einer echten Bewohnerin von Plainfield, doch die Informationen über sie sind spärlich. „Wir wissen, dass sie zunächst behauptete, sie seien ein Paar gewesen und hätten heiraten wollen, dies aber später widerrief“, so Brennan. Die Serienmacher spielten mit dem Gedanken, Adeline am Ende als ein reines Hirngespinst von Ed zu entlarven, entschieden sich jedoch dagegen, da dies die emotionale Wucht der gezeigten Beziehung untergraben hätte. „Für mich ist sie real“, bestätigt Brennan.